Dr. Kristina Hoge – Wasteland

Wasteland

Natalia Berschin, in Minsk/ Weißrußland geboren und aufgewachsen, wurde durch die aktuellen Debatten Energiegewinnung und Energieressourcen angeregt zur Auseinandersetzung mit den Folgen der atomaren Katastrophe, die sich 1986 in ihrem Heimatland ereignet hat. Was geschah nach dem Unfall in Tschernobyl, was passierte mit den Menschen, den Dörfern und wie sieht es dort heute aus – sind die zentralen Fragen, denen die junge Künstlerin in ihren Arbeiten nachgeht. Die Ereignisse um den Reaktor in Fukushima, die sie gleichsam während der Auseinandersetzung mit der Tschernobyl-Serie eingeholt haben, zeigen die erschreckende Brisanz und gesellschaftliche Relevanz dieser Thematik.

Bei aller emotionalen Nähe zum Thema gelingt es Berschin, ihren Blick neutral und damit entfremdend zu halten. Trotz der vermeintlich leicht entschlüsselbaren gegenständlichen Abbildung wirken ihre Motive rätselhaft geheimnisumwoben und anstelle von vordergründiger Polemik steht immer auch das Farb- und Formgefüge der Malerei im Fokus.

In Natalia Berschins Bildern geht es um das Mehrdeutige, um ein Spannungsfeld aus Schönheit, Vertrautheit, Destruktion und Irritation, das den Betrachter mit Widersprüchen konfrontiert und zu eigenen Gedanken anregt. Weit über die Auseinandersetzung mit den Folgen der Reaktorkatastrophe hinaus geht denn auch der Bezug in Berschins aktuellen Arbeiten ganz allgemein um den ‚Faktor Mensch‘, der mit seinen Fehlern und Schwächen kriegerische Konflikte und Katastrophen auslöst. Es sind die Auswirkungen menschlicher Schwächen und Fehlentscheidungen, denen Berschin in ihren Bildern nachspürt, mal appellativ aufwühlend und gesellschaftsbezogen, dann wieder mehr privat, melancholisch, reflektierend.

Dr. Kristina Hoge